Plakat 171, Ernesto Padrón ?

Von sämtlichen Entkolonialisierungs- und Befreiungskämpfen, welche die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kennzeichnen, ist das Ringen um Vietnam und die Hegemonie im Südosten Asiens das exemplarischste und folgenreichste zugleich. Der amerikanische Imperialismus ließ sich zur Wahrung seiner und nur seiner Interessen in einer stufenweisen Eskalation zu einer militärischen Präsenz von seither nie mehr gesehenem Umfang hinreißen. Dennoch ist er in einem insgesamt 30 Jahre währenden Krieg nicht nur gescheitert, er hat auch für immer sein wahres Gesicht gezeigt.
Die Imperialisten alter und neuer Herkunft waren schon damals an ihrem Unvermögen gescheitert, die Völker Asiens als emanzipierte Kräfte einzuschätzen, die ihre Geschicke selber an die Hand nehmen wollen. Sie verkannten, dass sie in der DRV nicht mehr einer Barfußguerilla gegenüberstanden. Das Entscheidendste jedoch war: Das vietnamesische Volk hat sich nie mit den Fremdherrschaften abfinden wollen. Nguyen Trays Leitsatz: »Es ist besser, die Herzen der Menschen zu erobern als Zitadellen« wurde von Ho Chi Minh in seinen Schriften und seinem Handeln konsequent weiterentwickelt. Es ist diese Denkart, welche die Imperialisten nie begreifen werden, von den Menschen hingegen verstanden wird, und die weltweit zu einer antiimperialistischen Politisierung beigetragen hat.
Das vorläufige Schlussbild des Krieges wird niemals in Vergessenheit geraten: Während T54-Panzer mit aufgepflanzter vietnamesischer Fahne mit Wucht am 30. April 1975 die letzte Umzäunung des Regierungspalastes in Saigon durchbrachen, hängen sich die verbleibenden Amerikaner und südvietnamesischen Kollaborateure in dramatischer Panik an die Armeehelikopter, die in letzter Sekunde vom Dach des Innenministeriums abheben...(René Lechleiter)

 
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